

Bücher
Rezension: Von Zeit und Macht
Christopher Clark ist hierzulande als Historiker heiß diskutiert worden. Das lag vor allem an seinem Werk „Die Schlafwandler“, welches die Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkrieges beleuchtet. Vorweg genommen: „Von Zeit und Macht“ vertritt keine kontroversen Thesen, die die deutsche Journaille zum Kochen bringen wird. Warum das Buch trotzdem lesenswert ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Text.
Brexit, Trump, die AfD im Bundestag – Schlagworte im Kampf um die Zukunft, denn die Vergegenwärtigung der eigenen Geschichte ist zentrales Thema in der heutigen Politk. „Wir holen uns unsere Zukunft zurück“ ist ein beliebtes Narrativ, wenn es um politisches Wirken geht. Dass diese Aussage nicht neu ist, zeigt ein Blick in die Geschichte oder dieses Buch. Thematisch gliedert Clark sein Buch in vier Epochen. Zuerst wäre da Kurfürst Friedrich Wilhelm, Friedrich der Große, Otto von Bismarck und Adolf Hitler mit der NSDAP.

Ziko van Dijk , Historikertag 2014 in Göttingen, CC BY-SA 3.0 / Wikipedia
Wo liegt nun der Mehrwert des Buches? Beispielhaft kann man das an der Abhandlung über die NSDAP sehen. Selten bekommt man eine so kompakte Zusammenfassung, wie die NSDAP sich als Ende der Geschichtsschreibung sah und dennoch prophetisch etwas Unsterbliches schaffen wollte. Dazu konzipierten die Nationalsozialisten Museen und setzten sich und ihre Feinde selbst in „Revolutionsmuseen“ in Szene, wo sie sich stark zur Weimarer Republik abgrenzten und diese Zeit für beendet erklärten. Teilweise zwangen sie laut Clark sogar ihre jüdischen Gefangenen an einem Museum über das Judentum mitzuwirken, deren Zeit laut den Nationalsozialisten in Europa ebenfalls für beendet erklärt wurde in den Ausstellungstexten. Gerade die Ausstellungen und ihre textliche Begleitschriften werden in diesem Buch thematisiert. Obwohl die nationalsozialistische Diktatur weitesgehend atheistisch war, finden sich viele religiöse und prophetische Standpunkte, die eine eigene Erlösungstheologie darstellen, die den meisten Laien unbekannt sein dürfte. Christopher Clark bezieht immer wieder selbst klar Stellung. Eine neutrale Auseinandersetzung mit den Themen Brexit, Trump, Drittem Reich usw. wird man daher hier nicht finden. Es wurde allerdings auch niemals dieser Anspruch in einer Zeile erhoben. Zusammenfassend kann man festhalten, dass die erstgenannten Herrscher bedacht waren, möglichst positiv für die Nachwelt zu erscheinen und daher schon zu Lebzeiten bemüht waren, Vorkehrungen zu treffen. Adolf Hitler und die NSDAP stellen daher das krasse Gegenteil mit einer eigenen Zeitrechnung dar. Man muss dazu sagen, dass niemand der genannten Personen oder Organisationen den Kalender ändern ließ und trotzdem gewaltige Einflüsse auf die Geschichte unternommen wurden. Die Lehre dieses Buches ist daher auch unterschwellig, dass trotz großer weltlicher Macht, niemand auf Dauer Zeit und Geschichte bezwingen kann. Ein positives Signal, für alle Völker, die durch Macht um ihre Geschichte gebracht werden oder denen Unrecht geschieht.

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